Hochbegabung und Dyskalkulie

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Wenn Eltern hören, dass ihr Kind hochbegabt ist, denken viele an herausragende Leistungen in allen Fächern, besonders in Mathematik. Doch was, wenn das Gegenteil der Fall ist? Was, wenn ein Kind mit außergewöhnlicher sprachlicher oder kreativer Begabung ausgerechnet bei Zahlen und Rechenaufgaben scheitert? Wenn Tränen bei den Hausaufgaben fließen, obwohl der IQ-Test eine Hochbegabung bestätigt hat? Diese Diskrepanz ist kein Widerspruch, sondern ein bekanntes Phänomen: Hochbegabung und Dyskalkulie können gleichzeitig auftreten.

Kinder mit dieser doppelten Besonderheit werden oft übersehen, weil ihre Stärken ihre Schwächen verdecken. In der Schule gelten sie als unkonzentriert oder nachlässig, obwohl sie tief denken, komplexe Zusammenhänge verstehen und sich oft selbst am meisten über ihre Rechenfehler ärgern. Fachleute sprechen hier von „Twice Exceptional“ oder kurz 2e, doppelt außergewöhnlich. Gemeint sind Kinder, die gleichzeitig hochbegabt und von einer Lernstörung betroffen sind. Bei Dyskalkulie betrifft das den mathematischen Bereich: das Verständnis von Mengen, Zahlen und Rechenoperationen.

Für Eltern ist diese Kombination oft schwer zu verstehen. Sie erleben ihr Kind als intelligent, neugierig und sprachlich weit voraus, aber verzweifelt, sobald es mit Zahlen umgehen soll. Umso wichtiger ist Aufklärung. Denn wer versteht, wie sich Hochbegabung und Dyskalkulie gegenseitig beeinflussen, kann gezielt helfen.

In diesem Artikel erfährst du:

✅ warum Hochbegabung und Dyskalkulie sich gegenseitig überdecken können

✅ welche typischen Anzeichen auf die Kombination hindeuten

✅ wie Diagnostik und Förderung ablaufen sollten

✅ und wie Eltern und Lehrkräfte Kinder mit dieser besonderen Begabung wirksam unterstützen können

Was ist Dyskalkulie und wie unterscheidet sie sich von Mathe-Schwäche?

Viele Kinder haben Phasen, in denen sie Mathematik schwierig finden. Doch eine Dyskalkulie geht weit über eine bloße Abneigung gegen Zahlen hinaus.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Dyskalkulie eine umschriebene Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten, die das grundlegende Verständnis für Mengen, Zahlen und Rechenoperationen betrifft. Sie ist keine Folge von mangelnder Intelligenz oder fehlender Motivation, sondern eine neurobiologische Besonderheit, die die Verarbeitung von Zahleninformationen beeinträchtigt.

Das bedeutet: Ein Kind mit Dyskalkulie kann überdurchschnittlich intelligent sein und gleichzeitig große Schwierigkeiten haben, Rechenaufgaben zu lösen. Es kann Regeln auswendig lernen, ohne ihr Prinzip wirklich zu verstehen.

Ein klassisches Beispiel ist, wenn Kinder Aufgaben wie 3 + 4 = 7 korrekt lösen, aber bei 4 + 3 oder 3 + 5 plötzlich scheitern, weil ihnen das Verständnis für Zahlenmengen fehlt.

Im Gegensatz dazu beschreibt eine Mathe-Schwäche meist vorübergehende Lernlücken. Diese können entstehen, wenn Unterrichtsinhalte zu schnell vermittelt werden, die Grundlagen fehlen oder das Kind negative Erfahrungen mit Mathematik gemacht hat. Mit gezieltem Üben lassen sich diese Schwächen meist beheben – bei Dyskalkulie jedoch bleibt die Problematik bestehen, auch wenn das Kind motiviert und fleißig ist.

Hochbegabung kann Dyskalkulie maskieren

Gerade bei hochbegabten Kindern ist die Unterscheidung besonders schwierig. Ihre Intelligenz ermöglicht es ihnen oft, fehlendes Verständnis durch logische Strategien zu kompensieren.

Sie merken sich Rechenschritte wie Formeln und Regeln, ohne die zugrunde liegende Logik wirklich zu begreifen. Das kann jahrelang gutgehen, bis die Aufgaben komplexer werden und das Auswendiglernen nicht mehr ausreicht. Dann zeigt sich plötzlich, dass das Fundament fehlt.

Die Karg-Stiftung betont, dass genau hier viele Fehldiagnosen entstehen: Ein hochbegabtes Kind mit Dyskalkulie fällt erst spät auf, weil seine Stärken in Sprache, Allgemeinwissen oder Problemlösen die Schwächen im Rechnen überdecken. Eltern und Lehrkräfte erleben dann häufig Frustration auf beiden Seiten – das Kind fühlt sich „dumm in Mathe“, obwohl es genau weiß, dass das nicht stimmt.

Wichtige Unterscheidungsmerkmale

Der entscheidende Unterschied zwischen einer Mathe-Schwäche und einer Dyskalkulie liegt in der Ursache. Eine Mathe-Schwäche entsteht meist durch äußere Umstände, etwa Unterrichtslücken, fehlende Übung oder negative Erfahrungen im Fach.

Bei einer Dyskalkulie dagegen handelt es sich um eine neurobiologische Besonderheit, also eine andere Art, Zahlen und Mengen im Gehirn zu verarbeiten.

Auch die Reaktion auf Übung unterscheidet sich deutlich. Kinder mit einer Mathe-Schwäche profitieren von gezielter Nachhilfe und wiederholenem Üben. Mit der Zeit verbessern sich ihre Leistungen sichtbar.

Kinder mit Dyskalkulie hingegen zeigen kaum Fortschritte, selbst wenn sie intensiv üben. Sie können Regeln auswendig lernen, ohne das zugrunde liegende Prinzip zu verstehen.

Das Verständnis für Zahlen spielt dabei eine zentrale Rolle. Bei einer gewöhnlichen Mathe-Schwäche gelingt es Kindern meist, nach und nach die Grundprinzipien der Mathematik zu begreifen. Kinder mit Dyskalkulie dagegen fehlt das basale Mengenverständnis, sie können sich Zahlen kaum räumlich oder mengenmäßig vorstellen.

Auch die Dauer unterscheidet sich: Eine Mathe-Schwäche ist in der Regel vorübergehend und lässt sich mit passender Unterstützung ausgleichen.

Eine Dyskalkulie bleibt langfristig bestehen, kann aber mit gezielter Förderung deutlich abgemildert werden.

Und schließlich gilt für beide Formen: Weder eine Mathe-Schwäche noch eine Dyskalkulie hängen mit der allgemeinen Intelligenz zusammen. Ein Kind kann sehr klug sein, komplexe Gedankengänge entwickeln und trotzdem große Schwierigkeiten im Rechnen haben.

Eine frühe und differenzierte Diagnostik ist entscheidend. Denn je länger Dyskalkulie unentdeckt bleibt, desto stärker sinkt das Selbstvertrauen der Kinder. Besonders bei hochbegabten Kindern ist der Leidensdruck groß, weil sie den Widerspruch zwischen ihrer hohen Denkfähigkeit und dem mathematischen Scheitern selbst erkennen.

Kann man trotz Dyskalkulie hochbegabt sein?

Ja, das ist möglich. Hochbegabung und Dyskalkulie schließen sich nicht aus, sie können sogar gleichzeitig auftreten. Fachleute sprechen in diesem Fall von einer sogenannten „Doppelten Ausnahmebegabung“ oder „Twice Exceptionality“. Das bedeutet: Ein Kind verfügt über außergewöhnliche geistige Fähigkeiten und hat gleichzeitig eine Teilleistungsstörung, die einen bestimmten Bereich wie das Rechnen betrifft.

Viele Eltern reagieren überrascht, wenn sie hören, dass ihr hochintelligentes Kind eine Rechenschwäche hat. Die Vorstellung, dass Begabung und Lernstörung nebeneinander bestehen können, widerspricht dem klassischen Bild von Hochbegabung. Doch genau das macht diese Kombination so schwer zu erkennen. Die Stärken in anderen Bereichen, etwa in Sprache, Kreativität oder logischem Denken, verdecken häufig die mathematischen Schwierigkeiten.

Die Karg-Stiftung beschreibt dieses Phänomen so: Hochbegabte Kinder mit Dyskalkulie können abstrakte Zusammenhänge brillant erfassen, scheitern aber an einfachen Rechenoperationen. Ihr Denken ist bildhaft, vernetzt und kreativ – sie verstehen komplexe Theorien, aber nicht, wie Zahlenmengen zueinander in Beziehung stehen.

Ein Beispiel aus der Praxis

Ein Kind kann problemlos erklären, wie sich Planeten bewegen oder warum Musik aus Schwingungen besteht, stolpert aber über die Aufgabe 8 + 7. Es kann sich komplizierte Vokabeln merken, aber keine Einmaleinsreihe.

Solche Widersprüche führen im schulischen Alltag zu Missverständnissen: Lehrkräfte halten das Kind für unaufmerksam, träumerisch oder unmotiviert, weil es in einem Fach deutlich abfällt, obwohl es in anderen glänzt.

Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Diese Kinder arbeiten oft doppelt so hart, um mitzuhalten. Sie entwickeln Strategien, um Schwächen zu kaschieren, zählen heimlich mit den Fingern oder verwenden Rechenwege, die sie selbst erfinden. Das kostet Energie und führt langfristig zu Frustration, wenn die Anstrengung nicht anerkannt wird.

Warum Begabung die Diagnose erschwert

Gerade die hohe Intelligenz kann eine Dyskalkulie über Jahre maskieren. Viele Kinder gleichen Defizite durch logisches Denken oder ein starkes Gedächtnis aus. Sie verstehen mathematische Aufgaben theoretisch, aber nicht praktisch. Erst wenn die Anforderungen komplexer werden, etwa beim Übergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule, bricht dieses Kompensationssystem zusammen.

Die Forschung weist darauf hin, dass die Diskrepanz zwischen Potenzial und Leistung eines der deutlichsten Anzeichen für eine doppelte Besonderheit ist. Hochbegabte Kinder mit Dyskalkulie haben oft einen IQ weit über dem Durchschnitt, aber eine Rechenleistung, die deutlich darunter liegt. Diese Leistungsdiskrepanz ist diagnostisch relevant und sollte ernst genommen werden.

Warum frühe Unterstützung entscheidend ist

Je früher diese Kombination erkannt wird, desto besser lassen sich Lernwege anpassen. Hochbegabte Kinder mit Dyskalkulie profitieren besonders von individualisierten Lernmethoden, die ihr Denktempo und ihren Wissensdrang berücksichtigen. Reines Üben oder stures Wiederholen helfen nicht, weil das Problem tiefer liegt, im Verständnis der Zahlbegriffe.

Ziel ist nicht, das Kind „normal rechnen“ zu lassen, sondern ihm zu ermöglichen, eigene Zugänge zu Zahlen zu finden. Viele profitieren von anschaulichen Materialien, Bewegung, Musik oder Farben, um Mengen zu begreifen. Wichtig ist, dass Lehrkräfte und Eltern die Leistung im Gesamtzusammenhang sehen und nicht isoliert an Noten messen.

Kann man Dyskalkulie haben und gleichzeitig hochbegabt sein?

Ein Kind kann hochbegabt sein und trotzdem an einer ausgeprägten Dyskalkulie leiden. Diese Kombination ist selten, aber keineswegs unmöglich. Sie stellt Eltern, Lehrkräfte und Fachleute vor eine besondere Herausforderung: Wie kann ein Kind, das so schnell denkt, bei Zahlen so große Schwierigkeiten haben?

In der Praxis zeigt sich, dass Hochbegabung und Dyskalkulie sich gegenseitig beeinflussen – manchmal ergänzen, manchmal verdecken. Viele hochbegabte Kinder mit Rechenschwäche entwickeln erstaunliche Kompensationsstrategien. Sie merken sich Rechenergebnisse auswendig oder leiten sie logisch her, ohne das mathematische Prinzip dahinter zu verstehen. Dadurch wirken sie im Unterricht unauffällig und fallen oft erst spät auf.

Die Forschung beschreibt dieses Phänomen als „verdeckte Lernstörung“. Das Kind erzielt gute Noten, weil es Zusammenhänge erkennt und Aufgaben intuitiv löst. Doch sobald es nicht mehr raten oder logisch kombinieren kann, etwa bei komplexeren Themen wie Brüchen oder Gleichungen, zeigen sich die Lücken. Für die Kinder selbst ist das oft frustrierend: Sie wissen, dass sie klug sind, aber sie verstehen nicht, warum sie gerade in Mathematik scheitern.

Typische Fehldeutungen im Schulalltag

Lehrkräfte interpretieren diese Diskrepanz häufig falsch. Ein Kind, das sich im Rechnen schwertut, wird schnell als unkonzentriert oder faul bezeichnet. Manche Pädagoginnen und Pädagogen gehen sogar davon aus, dass Hochbegabte keine Lernschwierigkeiten haben können. Genau das führt dazu, dass betroffene Kinder jahrelang ohne Unterstützung bleiben.

Diese Fehldeutungen kommen besonders häufig in der Grundschule vor. Dort gelten Kinder, die sprachlich weit voraus sind, automatisch als leistungsstark in allen Fächern. Wenn sie dann beim Rechnen scheitern, passt das Bild nicht zusammen, und die Probleme werden als mangelnde Motivation abgetan.

Die Folge ist oft ein schleichender Leistungsabfall. Kinder, die sich immer stärker anstrengen, aber keine Fortschritte sehen, verlieren ihr Selbstvertrauen. Einige beginnen, Mathematik komplett zu vermeiden, andere reagieren mit Frustration oder Rückzug. Nicht selten entstehen daraus sekundäre emotionale Probleme wie Angst oder Versagensgefühle.

Die Bedeutung einer differenzierten Diagnostik

Um sicher festzustellen, ob Hochbegabung und Dyskalkulie gemeinsam vorliegen, braucht es eine interdisziplinäre Diagnostik. Diese sollte sowohl kognitive Stärken als auch spezifische Schwächen erfassen. Klassische Intelligenztests reichen allein nicht aus, da sie oft auf Teilbereichen beruhen, die durch die Rechenschwäche verfälscht werden können.

Fachleute empfehlen daher ein mehrstufiges Vorgehen:

  1. Intelligenzdiagnostik (z. B. WISC-V oder CFT 20-R), angepasst an das Alter und Leistungsprofil des Kindes.

  2. Rechentestung (z. B. DEMAT oder ZAREKI-R), um das Zahlenverständnis isoliert zu prüfen.

  3. Beobachtung des Lernverhaltens in Alltagssituationen, um zu sehen, ob das Kind Strategien nutzt, die auf Kompensation hinweisen.

  4. Gespräche mit Eltern und Lehrkräften, um das Gesamtbild zu verstehen.

Erst das Zusammenspiel dieser Informationen erlaubt eine sichere Einschätzung. Laut dem Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) liegt eine Dyskalkulie dann vor, wenn die Rechenleistung deutlich unter dem zu erwartenden Niveau auf Basis der Intelligenz liegt, ein Kriterium, das bei hochbegabten Kindern besonders wichtig ist.

Warum Aufklärung so wichtig ist

Das größte Problem bei dieser Kombination ist nicht die Rechenschwäche selbst, sondern das fehlende Wissen darüber. Wenn Eltern und Lehrkräfte verstehen, dass ein Kind trotz Hochbegabung große Schwierigkeiten mit Zahlen haben kann, entsteht ein ganz neuer Blickwinkel. Statt Frust und Kritik können dann Verständnis und gezielte Förderung treten.

Denn ein Kind mit Hochbegabung und Dyskalkulie ist kein Widerspruch. Es ist der Beweis dafür, dass Intelligenz viele Gesichter hat; und dass außergewöhnliche Talente nicht immer dort sichtbar werden, wo Schule sie erwartet.

Welcher IQ-Test bei Dyskalkulie?

Wenn Eltern vermuten, dass ihr Kind hochbegabt ist, trotz anhaltender Probleme in Mathematik, stellt sich oft die Frage: Wie kann man Intelligenz messen, wenn das Rechnen schwerfällt?

Die Antwort lautet: mit Tests, die die kognitiven Fähigkeiten unabhängig von der Rechenleistung erfassen.

Bei Kindern mit Hochbegabung und Dyskalkulie ist es entscheidend, dass die Testung nicht nur aus mathemischen Aufgaben besteht. Denn klassische Intelligenztests, die Zahlenverständnis oder Rechenoperationen stark gewichten, können die tatsächliche Denkfähigkeit eines Kindes unterschätzen. Daher müssen Fachkräfte Verfahren auswählen, die unterschiedliche kognitive Bereiche getrennt betrachten.

Empfohlene Testverfahren

  1. WISC-V (Wechsler Intelligence Scale for Children, 5. Auflage)
    Der WISC-V ist einer der bekanntesten Intelligenztests für Kinder. Er misst verschiedene Bereiche, unter anderem sprachliches Verständnis, visuell-räumliches Denken, Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit. Bei Verdacht auf Dyskalkulie ist es wichtig, die Ergebnisse differenziert zu betrachten: Ein niedriges Ergebnis im Untertest „Arbeitsgedächtnis“ oder „Verarbeitungsgeschwindigkeit“ kann auf die Rechenschwäche zurückzuführen sein, nicht auf fehlende Intelligenz.

  2. CFT 20-R (Culture Fair Test)
    Dieser Test ist weitgehend sprach- und kulturunabhängig. Er misst das logisch-schlussfolgernde Denken, ohne dass Lesen, Schreiben oder Rechnen erforderlich sind. Deshalb eignet er sich besonders gut für Kinder, deren mathematische Schwierigkeiten den WISC-V verfälschen könnten.

  3. SON-R 6-40
    Der SON-R ist ein nonverbaler Intelligenztest, der ohne Sprache und Schrift auskommt. Er prüft Mustererkennung, räumliches Denken und logische Zusammenhänge, Fähigkeiten, die bei hochbegabten Kindern oft besonders ausgeprägt sind. Für Kinder mit Dyskalkulie ist dieser Test ideal, weil er keine Zahlenkenntnisse voraussetzt.

  4. Raven’s Progressive Matrices (SPM Plus)
    Auch dieses Verfahren erfasst das abstrakt-logische Denken über Bild- und Formmuster. Es eignet sich gut, um Begabungen zu erkennen, die sich außerhalb sprachlicher oder mathematischer Leistungen zeigen.

Warum die Auswertung so entscheidend ist

Der wichtigste Teil einer Testung ist nicht der IQ-Wert, sondern die Profilanalyse. Ein Gesamtwert allein sagt wenig aus, wenn die Teilergebnisse stark voneinander abweichen. Kinder mit Hochbegabung und Dyskalkulie zeigen oft ein sogenanntes diskrepantes Leistungsprofil: sehr hohe Werte in Sprache, Logik oder Kreativität, aber deutlich niedrigere in Bereichen, die mit Zahlen oder Gedächtnisbelastung verbunden sind.

Solche Abweichungen sind kein Zeichen für Inkonsequenz, sondern für ein asynchrones Entwicklungsprofil, typisch für doppelt außergewöhnliche Kinder. Entscheidend ist, dass Diagnostikerinnen und Diagnostiker diese Unterschiede erkennen und richtig einordnen.

Die Forschung empfiehlt, Testergebnisse immer im Gesamtzusammenhang zu betrachten: Nicht jede niedrige Zahl bedeutet ein Defizit. Manchmal ist sie Ausdruck einer speziellen Lernart oder einer anderen neuronalen Verarbeitung.

Wann eine zweite Testung sinnvoll ist

Manche Kinder mit Dyskalkulie schneiden bei ihrer ersten Testung schlechter ab, weil die Testsituation zusätzlichen Druck erzeugt. In solchen Fällen kann eine zweite Testung sinnvoll sein, insbesondere wenn Eltern oder Fachkräfte den Eindruck haben, dass das Ergebnis nicht das tatsächliche Potenzial widerspiegelt. Eine ergänzende Beobachtung über mehrere Tage, etwa im Rahmen einer Schulpsychologischen Untersuchung – zusätzliche Hinweise geben.

Ein Kind mit Hochbegabung und Dyskalkulie lässt sich zuverlässig diagnostizieren, aber nur, wenn die Testung individuell angepasst wird. Gute Diagnostik erkennt nicht nur Zahlen, sondern Menschen: ihre Denkweise, ihre Stärken, ihre Muster. Nur so kann ein realistisches Bild entstehen, das Grundlage für gezielte Förderung und schulische Unterstützung ist.

Kann man hochbegabt und schlecht in Mathe sein?

Ja, das ist möglich. Ein Kind kann hochintelligent sein, kreative Lösungen für komplexe Probleme finden, brillante Ideen entwickeln, und trotzdem Schwierigkeiten mit Zahlen haben. Das überrascht viele Eltern, weil Hochbegabung oft automatisch mit mathematischer Stärke gleichgesetzt wird. Doch das stimmt nicht. Hochbegabung beschreibt eine außergewöhnliche Denkfähigkeit, aber keine gleichmäßige Leistung in allen Bereichen.

Hochbegabte Kinder denken schnell, verknüpfen Informationen intuitiv und finden ungewöhnliche Lösungswege. Sie sind neugierig, kreativ und stellen Fragen, die über ihr Alter hinausgehen. Doch wenn das Gehirn gleichzeitig Schwierigkeiten hat, Zahlen und Mengen korrekt zu verarbeiten, kann das Rechnen zur Hürde werden. In diesem Fall spricht man von Dyskalkulie, also einer spezifischen Rechenstörung. Das Kind versteht abstrakte Ideen, kann komplexe Zusammenhänge erklären, verliert sich aber im Detail, sobald Symbole, Reihenfolgen oder Zwischenschritte ins Spiel kommen.

Viele dieser Kinder entwickeln im Laufe der Zeit Strategien, um ihre Schwächen zu kaschieren. Sie merken sich Ergebnisse, raten klug oder umgehen mathematische Aufgaben durch logisches Denken. Das funktioniert eine Zeit lang, bricht aber meist zusammen, sobald die Anforderungen steigen. In der Schule zeigt sich das dann als „plötzlicher Leistungsabfall“ – oft begleitet von Frustration, Angst und Selbstzweifeln.

Die Ursache liegt in der sogenannten asynchronen Entwicklung, also dem Ungleichgewicht zwischen Denken und Können. Ein hochbegabtes Kind kann Gedankengänge eines Erwachsenen haben, aber beim Rechnen auf dem Niveau eines Grundschulkindes stehen. Das sorgt für innere Spannungen: Das Kind weiß, dass es klug ist, versteht aber nicht, warum ausgerechnet Mathematik so schwerfällt.

Gerade deshalb ist es wichtig, den Blick zu weiten. Hochbegabung ist kein Garant für schulischen Erfolg – und Schwächen in einem Fach mindern keine Intelligenz. Kinder mit Hochbegabung und Dyskalkulie brauchen keine ständige Korrektur, sondern Verständnis und eine Förderung, die zu ihrer Denkweise passt. Wenn sie Zahlen auf ihre eigene Art begreifen dürfen, mit Farben, Musik, Bewegung oder Mustern, öffnen sich oft neue Wege, die Mathematik erlebbar machen.

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Mit verständlichem Fachwissen, echten Fallbeispielen und klaren Strategien bekommst du einen Werkzeugkoffer, um das Potenzial deines Kindes zu entfalten – ohne Druck, aber mit Struktur, Herz und Klarheit.

„Anders Normal“ ist kein theoretisches Fachbuch, sondern eine liebevolle Orientierungshilfe für Eltern, die endlich verstehen wollen, warum ihr außergewöhnliches Kind nicht in gewöhnliche Schubladen passt.

 

Typische Anzeichen für Hochbegabung mit Dyskalkulie

Kinder mit Hochbegabung und Dyskalkulie fallen oft durch ein widersprüchliches Lernverhalten auf. Einerseits überraschen sie mit außergewöhnlichen Gedanken, großer Wissbegierde und schneller Auffassungsgabe. Andererseits zeigen sie im Bereich Mathematik deutliche Unsicherheiten oder Vermeidungsverhalten. Genau diese Mischung führt dazu, dass ihre Schwierigkeiten häufig missverstanden oder übersehen werden.

Hohe Leistungen in anderen Bereichen

Ein typisches Merkmal ist der deutliche Leistungsunterschied zwischen den Fächern. Viele dieser Kinder glänzen in Sprache, Naturkunde, Kunst oder Musik. Sie lesen früh, haben ein hervorragendes Gedächtnis und stellen Fragen, die Erwachsene ins Grübeln bringen. Ihr Interesse an Wissen ist groß, aber sobald es um Zahlen geht, zieht sich das Kind zurück oder blockiert. Diese Diskrepanz kann so stark sein, dass Eltern sich fragen, ob es sich überhaupt um das gleiche Kind handelt.

Auffällige Schwierigkeiten im Rechnen

Die mathematischen Probleme zeigen sich schon früh, oft bereits in der Grundschule. Betroffene Kinder zählen an den Fingern, vertauschen Zahlen oder verwechseln Rechenzeichen. Selbst einfachste Aufgaben werden nur langsam gelöst. Viele verstehen nicht, was Zahlen bedeuten, sie wissen zum Beispiel nicht intuitiv, dass 8 größer als 5 ist, sondern müssen das immer wieder neu ableiten. Das führt zu Frustration, besonders wenn sie merken, dass Gleichaltrige scheinbar mühelos rechnen.

Schnelle Auffassungsgabe, aber kein stabiles Zahlenverständnis

Diese Kinder erfassen abstrakte Konzepte blitzschnell. Sie können erklären, wie ein Computer rechnet oder warum eine Brücke stabil bleibt, ohne selbst Plus und Minus sicher zu beherrschen. Ihr Denken ist global und vernetzt, während Mathematik auf Schritt-für-Schritt-Prozessen basiert.

Genau darin liegt die Schwierigkeit: Hochbegabte Kinder mit Dyskalkulie haben oft kein Problem mit dem Denken an sich, sondern mit der Sequenzierung, also der Abfolge von Teilschritten.

Starkes Ausweichverhalten

Viele betroffene Kinder entwickeln Strategien, um ihre Schwäche zu verstecken. Sie vermeiden Mathehausaufgaben, werden krank bei Klassenarbeiten oder schalten innerlich ab, sobald Zahlen auftauchen. Dieses Verhalten ist kein Trotz, sondern Selbstschutz. Sie wissen genau, dass sie in diesem Bereich nicht mithalten können, und vermeiden Situationen, die ihr Scheitern sichtbar machen.

Emotionale Reaktionen und Selbstzweifel

Mit der Zeit entstehen emotionale Belastungen. Kinder, die sich selbst als „intelligent, aber schlecht in Mathe“ erleben, zweifeln an sich. Manche reagieren mit Perfektionismus, andere mit Rückzug oder Ablehnung. Häufig hört man Sätze wie: „Ich kann das sowieso nicht“ oder „Ich bin zu dumm für Mathe“. Diese Aussagen sind ein Alarmzeichen, sie zeigen, dass das Selbstwertgefühl bereits leidet.

Ungewöhnliche Lösungswege

Ein weiteres typisches Merkmal sind kreative, manchmal unorthodoxe Lösungsstrategien. Hochbegabte Kinder mit Dyskalkulie rechnen auf eigene Weise: Sie malen, bauen, denken in Bildern oder Geschichten. Ihre Ergebnisse sind oft richtig, aber der Weg dorthin ist ungewöhnlich. Lehrkräfte interpretieren das manchmal als „verwirrt“ oder „nicht methodisch“, dabei ist es Ausdruck von Kompensation und Kreativität.

Diagnose und Förderung

Die Diagnose von Hochbegabung und Dyskalkulie ist anspruchsvoll, weil sich Stärken und Schwächen gegenseitig überlagern können. Viele Kinder fallen zunächst gar nicht auf, da ihre hohe Intelligenz die Rechenschwierigkeiten lange kompensiert. Erst wenn die Anforderungen steigen, etwa in der dritten oder vierten Klasse, treten die Probleme offen zutage. Eine sorgfältige, interdisziplinäre Diagnostik ist deshalb der Schlüssel, um beiden Seiten gerecht zu werden, der Begabung und der Rechenstörung.

Wie die Diagnose abläuft

Eine fundierte Diagnostik sollte mehrere Schritte umfassen. Sie beginnt immer mit einem ausführlichen Gespräch mit den Eltern, das die schulische Entwicklung, die Stärken, Interessen und auffälligen Lernbereiche erfasst. Anschließend folgen Tests, die sowohl die kognitive Leistungsfähigkeit als auch das mathematische Verständnis prüfen.

Typischerweise wird dabei ein Intelligenztest wie der WISC-V oder der CFT 20-R eingesetzt, um die allgemeine Begabung zu erfassen. Ergänzend wird mit einem standardisierten Rechentest gearbeitet, zum Beispiel DEMAT oder ZAREKI-R, um die Rechenleistungen isoliert zu bewerten. Wenn ein deutlicher Unterschied zwischen allgemeiner Intelligenz und mathematischen Fähigkeiten besteht, spricht man von einer Leistungsdiskrepanz, einem zentralen Merkmal bei doppelt außergewöhnlichen Kindern.

Ergänzend sollte immer eine qualitative Beobachtung erfolgen: Wie geht das Kind mit Zahlen um? Nutzt es ungewöhnliche Strategien, vermeidet es Aufgaben, oder zeigt es starke emotionale Reaktionen? Diese Verhaltensmerkmale sind oft genauso aussagekräftig wie die Testergebnisse selbst.

Wer eine Diagnose stellen kann

In Deutschland dürfen Rechenstörungen von Kinder- und Jugendpsychologen, Kinderpsychiatern oder pädagogisch-psychologischen Beratungsstellen diagnostiziert werden. Wichtig ist, dass die Fachperson Erfahrung mit Hochbegabung hat, um die Testergebnisse richtig einzuordnen. Viele Familien wenden sich auch an spezialisierte Institute wie das ICBF Münster, die gezielt doppelt außergewöhnliche Kinder untersuchen.

Wie Förderung gelingt

Eine erfolgreiche Förderung berücksichtigt beide Seiten des Kindes, die Begabung und die Schwäche. Ziel ist nicht, den Rückstand einfach aufzuholen, sondern das mathematische Grundverständnis behutsam aufzubauen, ohne die Motivation zu zerstören.

Hilfreich sind Lernmethoden, die das Denken dieser Kinder ansprechen:

  • Visuelle Materialien wie Steckwürfel, Rechenrahmen oder Zahlenschlangen helfen, Mengen zu begreifen.

  • Bewegung und Musik fördern das rhythmische Zählen und die Verknüpfung von Sinneseindrücken.

  • Lernspiele mit logischen Mustern oder Geschichten motivieren stärker als reine Arbeitsblätter.

  • Kleine, erreichbare Lernschritte verhindern Überforderung und stärken das Selbstvertrauen.

Eltern und Schule als Team

Eltern und Lehrkräfte sollten eng zusammenarbeiten, um das Kind kontinuierlich zu unterstützen. Ein regelmäßiger Austausch über Lernfortschritte, Schwierigkeiten und bewährte Strategien schafft Vertrauen und Stabilität. Besonders hilfreich sind individuelle Lernpläne, die das Kind dort abholen, wo es steht, und seine Stärken bewusst einbinden. Wenn es beispielsweise gerne zeichnet, können Rechenwege bildlich erklärt werden. Wenn es Geschichten liebt, lassen sich mathematische Aufgaben in Erzählungen verpacken.

Wie Eltern und Lehrkräfte unterstützen können

Kinder mit Hochbegabung und Dyskalkulie brauchen Menschen, die an sie glauben. Sie erleben in ihrem Alltag oft das Gegenteil: Lob für ihre sprachliche oder kreative Stärke – aber Kritik, wenn sie bei Zahlen versagen. Diese widersprüchlichen Rückmeldungen verunsichern. Die Folge ist, dass viele Kinder versuchen, perfekt zu funktionieren, oder den Glauben an sich verlieren. Unterstützung bedeutet deshalb vor allem eins: das Kind zu verstehen, bevor man es verbessern will.

Stärken bewusst einbeziehen

Die Begabungen des Kindes sind der wichtigste Zugang zum Lernen. Ein hochbegabtes Kind mit Rechenschwäche profitiert nicht davon, wenn man ihm endlos Rechenblätter gibt. Viel wirksamer ist es, Mathematik mit seinen Interessen zu verknüpfen. Ein sprachlich starkes Kind kann Rechenwege in Geschichten verwandeln. Ein naturinteressiertes Kind kann beim Kochen, Basteln oder Messen spielerisch Mengen begreifen.
Je mehr die Förderung auf Stärken aufbaut, desto weniger fühlt sich das Kind „falsch“.

Matheangst ernst nehmen

Viele betroffene Kinder haben echte Angst vor Mathematik. Diese Angst entsteht nicht durch Faulheit, sondern durch wiederholte Misserfolge. Wenn ein Kind ständig erlebt, dass Mühe nicht zum Ziel führt, zieht es sich zurück. Eltern können helfen, indem sie Druck herausnehmen. Kein „Jetzt konzentrier dich endlich“, sondern Sätze wie: „Ich sehe, dass das schwer für dich ist, und wir gehen das gemeinsam an.“ Verständnis wirkt oft stärker als jede Nachhilfe.

Lehrkräfte können unterstützen, indem sie Aufgaben anpassen. Weniger Wiederholungen, mehr Struktur, klare Anweisungen und die Möglichkeit, Rechenwege zu erklären, statt sie nur aufzuschreiben, entlasten enorm.

Kleine Schritte statt große Sprünge

Fortschritt entsteht bei diesen Kindern nicht durch ständiges Üben, sondern durch Verstehen in kleinen Schritten. Jede neue Zahl, jedes Muster, jede Regel braucht Zeit, um sich zu festigen. Wichtig ist, Lernfortschritte sichtbar zu machen, etwa mit Erfolgstabellen, Symbolen oder kurzen Lernphasen. Ein klarer Anfang und ein erkennbares Ende geben Sicherheit und verhindern Überforderung.

Selbstwertgefühl stärken

Kinder mit Hochbegabung und Dyskalkulie erleben täglich Widersprüche: In einem Moment gelten sie als außergewöhnlich klug, im nächsten als „nicht bei der Sache“. Das nagt am Selbstbild. Eltern und Lehrkräfte sollten betonen, dass Intelligenz nicht daran gemessen wird, wie gut jemand rechnet. Lob für Durchhaltevermögen, Kreativität oder Neugier hilft, das Vertrauen in die eigene Stärke zurückzugewinnen.

Hilfreich ist auch, über berühmte Persönlichkeiten zu sprechen, die ähnliche Schwierigkeiten hatten, zum Beispiel Albert Einstein, der in der Schule als „langsam in Mathe“ galt. Solche Geschichten zeigen: Intelligenz und Leistung sind keine gerade Linie.

Zusammenarbeit mit Fachleuten

Eltern müssen diese Aufgabe nicht allein tragen. Lerntherapeutinnen, Schulpsychologen und spezialisierte Pädagoginnen können wertvolle Unterstützung bieten. Eine lerntherapeutische Förderung, die individuell auf das Kind eingeht, kann den Unterschied machen. Wichtig ist, dass die Fachkraft Erfahrung mit doppelt außergewöhnlichen Kindern hat und die Förderung nicht als Defizittraining, sondern als Begleitung versteht.

Kommunikation auf Augenhöhe

Kinder mit Hochbegabung und Dyskalkulie spüren sehr genau, wenn über sie statt mit ihnen gesprochen wird. Sie brauchen Erwachsene, die ihnen zuhören, ihre Wahrnehmung ernst nehmen und Entscheidungen gemeinsam treffen. Eltern können ihr Kind fragen, was ihm hilft, was es stört und wie es sich sicher fühlt. Diese Offenheit schafft Vertrauen und ist die Basis dafür, dass Förderung überhaupt ankommt.

Kinder mit Hochbegabung und Dyskalkulie zeigen, dass Intelligenz viele Gesichter hat. Sie beweisen, dass außergewöhnliche Denkfähigkeit und Lernschwierigkeiten nebeneinander bestehen können. Was sie brauchen, ist kein zusätzlicher Druck, sondern ein Umfeld, das beide Seiten sieht, ihre Stärken und ihre Hürden.

Wenn Eltern, Lehrkräfte und Fachkräfte gemeinsam hinschauen, entsteht ein Raum, in dem diese Kinder wachsen können. Mathematik wird dann nicht zur Angstquelle, sondern zu einem Teil ihrer persönlichen Entwicklung. Denn Begabung bedeutet nicht, alles zu können, sondern das eigene Potenzial zu erkennen und Wege zu finden, es auf die eigene Art zu leben.

Hochbegabung und Dyskalkulie

Hochbegabung und Dyskalkulie sind kein Widerspruch, sondern Ausdruck der Vielfalt, wie Kinder denken und lernen. Ein Kind kann hochintelligent sein, Zusammenhänge blitzschnell erfassen und dennoch an Zahlen scheitern, nicht, weil es sich keine Mühe gibt, sondern weil sein Gehirn anders arbeitet. Diese Kinder zeigen, dass Begabung nicht immer geradlinig aussieht.

Was sie brauchen, sind Erwachsene, die zuhören, bevor sie bewerten. Eltern, die an ihre Kinder glauben, auch wenn Noten etwas anderes sagen. Lehrkräfte, die erkennen, dass Intelligenz sich nicht nur in Rechenergebnissen zeigt. Und Fachkräfte, die Diagnosen als Wegweiser sehen, nicht als Etiketten.

Wenn Hochbegabung und Dyskalkulie gemeinsam auftreten, ist das keine Schwäche, sondern eine Einladung zum Umdenken. Es geht nicht darum, Kinder „fit in Mathe“ zu machen, sondern darum, ihnen Wege zu eröffnen, wie sie Zahlen auf ihre Weise begreifen können, mit Bildern, Bewegung, Sprache oder Logik.Struktur, klare Anweisungen und die Möglichkeit, Rechenwege zu erklären, statt sie nur aufzuschreiben, entlasten enorm.

Diese Kinder verdienen Verständnis, Geduld und die Gewissheit, dass sie nicht weniger begabt sind, nur weil sie anders lernen. Denn in ihnen steckt oft genau das, was unsere Welt braucht: Menschen, die anders denken, weil sie anders wahrnehmen.

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Wer schreibt hier?

Alexandra Wittke_Porträt

Hey, ich bin Alexandra!

Neurodivers, Mutter von 2 wundervollen 2e-Kindern, Autorin, Mutmacherin und Wegbegleiterin. 

Unser Weg von „unbeschulbar“ hin zu einem Kind, das wieder gern in die Schule geht, ist Teil dieses Blogs. 

Mit ihm und mit meinem Buch „Anders Normal“ möchte ich anderen Eltern Mut machen, sich für ihre Kinder einzusetzen, gezielte Handlungskompetenz vermitteln und konkrete Strategien anbieten, mit denen sie ihre Kinder stärkenorientiert begleiten können. 

Dein Kind ist nicht anders. Es braucht nur eine Umgebung, in der es mit seinen Herausforderungen und Stärken gesehen wird!

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„Anders Normal“ ist das Buch, das ich selbst gerne in unseren schwierigsten Zeiten gehabt hätte! 

Statt reiner Fachliteratur habe ich den Fokus bewusst auf Handlungskompetenz und konkrete Strategien gelegt, mit denen du dein Kind im Familienalltag, in Kita und Schule begleiten kannst.