ADHS und Emotionen(1)

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ADHS und Emotionen(1)

Kinder mit ADHS fühlen intensiver als andere. Freude, Wut, Frust oder Traurigkeit können in Sekunden entstehen und genauso schnell wieder abklingen. Diese starke emotionale Reaktion ist kein Zeichen von Trotz oder schlechter Erziehung, sondern Teil der besonderen Art, wie das Gehirn Reize verarbeitet. Für Eltern kann das anstrengend sein, für das Kind selbst ist es oft überwältigend.

Viele Eltern erleben, dass ihr Kind wegen Kleinigkeiten in Tränen ausbricht, laut wird oder scheinbar grundlos wütend ist. Andere Kinder reagieren überempfindlich auf Kritik oder ziehen sich zurück, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es sich wünschen. Gefühle kommen bei ADHS-Kindern häufig ungefiltert und sehr intensiv an. Dieses Erleben wird als emotionale Dysregulation bezeichnet – also die Schwierigkeit, Gefühle zu steuern und in Balance zu halten.

In diesem Artikel erfährst du, wie eng ADHS und Emotionen bei Kindern zusammenhängen und was du tun kannst, um dein Kind besser zu verstehen und zu unterstützen:

✅ Welche emotionalen Symptome bei ADHS-Kindern häufig vorkommen

✅ Warum sie Gefühle so stark erleben

✅ Wie emotionale Dysregulation entsteht und sich zeigt

✅ Welche Wege helfen, Emotionen zu begleiten und zu beruhigen

Wie zeigt sich ADHS in den Emotionen

Kinder mit ADHS erleben ihre Gefühle besonders intensiv. Sie können innerhalb kürzester Zeit von fröhlich zu traurig oder wütend wechseln. Außenstehende verstehen diese schnellen Wechsel oft nicht und halten das Verhalten für übertrieben oder unkontrolliert. In Wirklichkeit spiegeln sie wider, wie stark das Kind innerlich reagiert. Das Gehirn von ADHS-Kindern verarbeitet Reize anders, und Emotionen werden nicht so stark gefiltert.

Diese Kinder haben häufig Schwierigkeiten, die Intensität ihrer Gefühle zu regulieren. Wenn sie wütend sind, ist die Wut überwältigend. Wenn sie sich freuen, ist die Freude riesig. Wenn sie frustriert sind, bricht die Enttäuschung mit voller Wucht durch. Sie erleben Emotionen in einer Art, die sie selbst oft überrascht.

ADHS und Emotionen sind eng miteinander verbunden, weil das zentrale Nervensystem bei ADHS stärker auf äußere und innere Reize reagiert. Dadurch ist die emotionale Schwelle niedriger, und Gefühle kommen ungefiltert zum Vorschein. Die Reaktionen sind meist spontan und ehrlich, aber auch unberechenbar.

Typische emotionale Muster im Alltag

  • Affektlabilität: Gefühle wechseln rasch, oft innerhalb weniger Minuten.

  • Reizbarkeit: Das Kind wird schnell wütend oder verletzt, selbst bei kleinen Auslösern.

  • Frustration: Wenn etwas nicht sofort klappt, entsteht schnell das Gefühl, zu versagen.

  • Überempfindlichkeit: Neutrale Bemerkungen oder Kritik werden als Ablehnung empfunden.

  • Impulsivität: Emotionen werden direkt ausgedrückt, bevor das Kind über die Folgen nachdenkt.

Solche Reaktionen wirken nach außen hin heftig, sind aber kein bewusstes Verhalten. Sie zeigen, dass das Kind Schwierigkeiten hat, den inneren Spannungszustand auszuhalten. Eltern können hier helfen, indem sie ruhig bleiben und das Gefühl benennen, statt es zu bewerten. Ein Satz wie „Ich sehe, dass du gerade richtig wütend bist“ gibt dem Kind Orientierung und hilft, die Emotion greifbarer zu machen.

Viele Kinder fühlen sich nach einem Wutausbruch schuldig oder traurig. Sie verstehen nicht, warum sie so reagieren, und wünschen sich, „normaler“ zu sein. Eltern, die diese Muster erkennen und einfühlsam begleiten, können ihrem Kind helfen, mit den eigenen Emotionen besser umzugehen und sich sicherer zu fühlen.

Warum sind Gefühle bei ADHS oft stärker?

Eltern berichten häufig, dass ihr Kind mit ADHS emotional „explodiert“, während andere Kinder in der gleichen Situation ruhig bleiben. Diese starke emotionale Reaktion hat eine klare neurologische Grundlage. Das Gehirn von ADHS-Kindern verarbeitet Reize und Emotionen anders. Es reagiert empfindlicher auf äußere Eindrücke, Stress und Frustration.

Im Gehirn sind vor allem die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin beteiligt, wenn es darum geht, Emotionen zu steuern und Reize zu filtern. Bei ADHS sind diese Systeme weniger aktiv. Das bedeutet, dass Gefühle schneller und intensiver ausgelöst werden, weil der „Filter“ fehlt, der sie normalerweise abmildern würde. Schon kleine Auslöser können starke Reaktionen hervorrufen.

ADHS und Emotionen hängen deshalb eng zusammen. Wenn ein Kind mit ADHS wütend wird, ist das Gefühl im Moment völlig echt und übermächtig. Es fehlt ihm die Zeit, zwischen Reiz und Reaktion innezuhalten. Das erklärt, warum Kinder in emotionalen Momenten schreien, weinen oder Dinge sagen, die sie später bereuen. Nicht, weil sie wollen, sondern weil ihr Gehirn zu stark auf das Gefühl reagiert.

Was im Körper passiert

Während eines emotionalen Ausbruchs werden Stresshormone wie Adrenalin ausgeschüttet. Das Herz schlägt schneller, die Muskeln spannen sich an, der Körper bereitet sich auf Aktion vor. Kinder mit ADHS erleben diese körperlichen Reaktionen besonders intensiv und brauchen länger, um wieder zur Ruhe zu kommen.

Wenn du dein Kind in solchen Situationen beobachtest, kannst du manchmal sehen, wie überfordert es mit den eigenen Gefühlen ist. Es will ruhig bleiben, schafft es aber nicht. Hier hilft Verständnis mehr als Ermahnung. Ruhige Worte, körperliche Nähe oder eine kleine Pause können helfen, das Nervensystem zu beruhigen.

Kinder mit ADHS brauchen oft Unterstützung dabei, den Moment zwischen Reiz und Reaktion bewusst wahrzunehmen. Je besser sie lernen, diesen kurzen Moment zu erkennen, desto leichter wird es, Gefühle zu kontrollieren, bevor sie überhandnehmen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Lernprozess, der Zeit und Geduld braucht.

Was ist emotionale Dysregulation bei ADHS

Der Begriff emotionale Dysregulation beschreibt die Schwierigkeit, Gefühle in einem angemessenen Maß wahrzunehmen, auszudrücken und wieder zu beruhigen. Kinder mit ADHS reagieren emotional oft stärker, als die Situation es eigentlich erfordert. Sie erleben Wut, Enttäuschung oder Freude intensiver und brauchen länger, um sich danach wieder zu stabilisieren.

Emotionale Dysregulation kann sich in Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, sozialen Schwierigkeiten, Konflikten in Beziehungen sowie Selbstwahrnehmungs- und Selbstwertproblemen zeigen.

ADHS und Emotionen sind eng miteinander verknüpft, weil das Gehirn bei ADHS Reize anders verarbeitet. Wenn dein Kind zum Beispiel in der Schule kritisiert wird oder etwas nicht gelingt, fühlt sich das für es viel schlimmer an als für andere Kinder. Es spürt die Enttäuschung sofort und sehr tief. In diesem Moment überwiegt das Gefühl so stark, dass das Denken kurzzeitig blockiert ist. Erst wenn die Emotion nachlässt, kann dein Kind wieder ruhig nachdenken und reagieren.

Typische Anzeichen für emotionale Dysregulation

  • Starke Stimmungsschwankungen innerhalb kurzer Zeit

  • Übermäßige Reaktion auf Kritik oder Misserfolg

  • Schwierigkeiten, sich nach Aufregung wieder zu beruhigen

  • Häufiges Gefühl, unverstanden oder abgelehnt zu werden

  • Plötzliche Tränen oder Wutausbrüche ohne erkennbaren Grund

Für Eltern kann das sehr belastend sein, vor allem, wenn solche Situationen häufig auftreten. Wichtig ist zu wissen, dass diese emotionalen Ausbrüche kein Zeichen von Unwillen sind. Dein Kind steuert seine Gefühle nicht absichtlich so stark. Es fehlt ihm schlicht die Fähigkeit, in dem Moment die Intensität zu dämpfen.

Wie du damit umgehen kannst

Bleibe ruhig, auch wenn dein Kind laut oder aufgewühlt ist. Versuche nicht, die Emotion sofort zu stoppen, sondern begleite sie. Du kannst das Gefühl benennen, zum Beispiel: „Ich sehe, dass du dich gerade sehr ärgerst.“ Dadurch fühlt sich dein Kind verstanden, und das Nervensystem kann sich schneller beruhigen.

Es hilft auch, feste Rituale zu schaffen, die deinem Kind Sicherheit geben. Eine Pause im Kinderzimmer, eine Kuscheldecke oder ruhige Musik können helfen, wieder in Balance zu kommen. Mit der Zeit lernt dein Kind, diese Strategien selbst zu nutzen, um sich zu beruhigen.

Emotionale Dysregulation bedeutet nicht, dass dein Kind nie lernt, seine Gefühle zu kontrollieren. Es braucht nur mehr Begleitung, Geduld und Verständnis. Mit gezielter Unterstützung kann es lernen, Emotionen zu erkennen, zu benennen und allmählich selbst zu regulieren.

Wie nehmen Kinder mit ADHS Gefühle wahr

Kinder mit ADHS erleben Gefühle oft wie eine Welle, die sie überrollt. Sie spüren Freude, Wut oder Traurigkeit mit einer Intensität, die sie selbst kaum einordnen können. Wo andere Kinder vielleicht kurz enttäuscht sind, erleben sie ein starkes Gefühl von Frust oder Scham. Diese Intensität ist für sie real, auch wenn Außenstehende den Auslöser oft nicht nachvollziehen können.

ADHS und Emotionen zeigen sich besonders deutlich darin, dass betroffene Kinder Emotionen kaum in Worte fassen können. Sie spüren den inneren Druck, wissen aber nicht, wie sie ihn beschreiben sollen. Ein einfaches Beispiel: Wenn dein Kind überfordert ist, reagiert es vielleicht mit Wut, obwohl es sich in Wirklichkeit hilflos oder traurig fühlt. Die Emotion, die nach außen sichtbar wird, ist oft nicht die, die im Inneren tatsächlich dominiert.

Typische Wahrnehmungsmuster bei ADHS-Kindern

  • Gefühle kommen plötzlich und sehr stark

  • Das Kind versteht oft selbst nicht, warum es so reagiert

  • Nach einem emotionalen Ausbruch folgt häufig Reue oder Schuldgefühl

  • Positive Gefühle wie Freude oder Begeisterung sind genauso intensiv

  • Emotionale Eindrücke anderer Menschen werden sehr stark gespürt

Kinder mit ADHS haben oft ein ausgeprägtes Gespür für Stimmungen in ihrem Umfeld. Sie merken, wenn Eltern gestresst oder traurig sind, und übernehmen diese Gefühle, ohne es zu wollen. Gleichzeitig fehlt ihnen manchmal die Fähigkeit, diese Eindrücke richtig zu deuten. Sie denken dann, sie seien schuld, obwohl es gar nichts mit ihnen zu tun hat.

Diese Überempfindlichkeit kann anstrengend sein, ist aber auch eine besondere Stärke. Kinder mit ADHS sind oft sehr empathisch und aufmerksam gegenüber anderen. Wenn sie lernen, ihre Wahrnehmung zu verstehen und einzuordnen, können sie ihre Sensibilität als wertvolle Fähigkeit nutzen.

Eltern können helfen, indem sie über Gefühle sprechen und sie sichtbar machen. Fragen wie „Was fühlst du gerade?“ oder „Wo im Körper spürst du das?“ unterstützen das Kind dabei, Emotionen zu erkennen und zu benennen. Je besser Kinder verstehen, was in ihnen passiert, desto sicherer werden sie im Umgang mit ihren Gefühlen.

Warum unterdrücken manche Kinder mit ADHS ihre Emotionen?

Nicht alle Kinder mit ADHS zeigen ihre Gefühle offen. Manche lernen früh, Emotionen zu verstecken, weil sie gemerkt haben, dass ihre Reaktionen oft unerwünscht sind. Sie hören Sätze wie „Jetzt beruhig dich doch“ oder „Das ist doch nicht so schlimm“ und beginnen, Gefühle zu unterdrücken, um dazuzugehören oder um Konflikte zu vermeiden.

ADHS und Emotionen stehen hier in einem Spannungsfeld zwischen innerer Intensität und äußerer Zurückhaltung. Das Kind fühlt stark, zeigt es aber nicht mehr. Statt Wut oder Frust offen auszudrücken, zieht es sich zurück oder wirkt still und angepasst. Innen tobt trotzdem ein Sturm. Dieses Verhalten entsteht nicht aus Gleichgültigkeit, sondern aus Selbstschutz. Das Kind möchte nicht auffallen, nicht wieder „zu viel“ sein oder Ärger auslösen.

Wie sich emotionale Unterdrückung zeigt

  • Das Kind reagiert kaum sichtbar, obwohl es innerlich aufgewühlt ist

  • Nach außen wirkt es ruhig, aber es zieht sich häufig zurück

  • Es vermeidet Situationen, in denen es scheitern oder kritisiert werden könnte

  • Es lacht oder sagt „alles gut“, obwohl es verletzt ist

  • Körperliche Anspannung oder psychosomatische Beschwerden können auftreten

Diese Form der Anpassung ist besonders häufig bei Mädchen mit ADHS zu beobachten. Während Jungen häufiger laut oder impulsiv reagieren, verbergen viele Mädchen ihre Überforderung hinter Perfektionismus und Anpassung. Sie bemühen sich, alles richtig zu machen, um keine negative Aufmerksamkeit zu bekommen.

Das Problem dabei: Unterdrückte Gefühle verschwinden nicht. Sie stauen sich an und können sich später in Wutanfällen, Rückzug oder Traurigkeit entladen. Manche Kinder entwickeln dadurch Ängste oder ein geringes Selbstwertgefühl, weil sie ihre Emotionen als etwas Falsches erleben.

Eltern können helfen, indem sie zeigen, dass alle Gefühle erlaubt sind. Wenn dein Kind wütend oder traurig ist, darf das sein. Du kannst sagen: „Es ist in Ordnung, dass du das fühlst.“ So lernt dein Kind, dass Emotionen nichts sind, was man verstecken muss, sondern etwas, das verstanden und angenommen werden kann.

Du möchtest mehr über die typische Symptome bei ADHS lernen, damit du dein Kind im Alltag noch besser unterstützen kannst? In diesem Artikel findest du Antworten auf deine Fragen. 

Kinder mit ADHS brauchen die Sicherheit, dass sie mit ihren Gefühlen willkommen sind. Erst dann können sie lernen, Emotionen gesund auszudrücken, ohne sich selbst zu verlieren.

Wie kann man Emotionen bei ADHS regulieren?

Kinder mit ADHS müssen den Umgang mit ihren Emotionen erst Schritt für Schritt lernen. Sie haben oft nicht automatisch die Strategien, um sich in stressigen Momenten zu beruhigen oder Frustration auszuhalten. Das bedeutet aber nicht, dass sie es nicht lernen können. Mit Geduld, Struktur und gezielter Begleitung lässt sich die emotionale Selbstregulation deutlich verbessern.

ADHS und Emotionen hängen eng zusammen, weil das Gehirn bei ADHS stärker auf Reize reagiert. Je klarer der Alltag strukturiert ist, desto leichter fällt es dem Kind, seine Gefühle zu kontrollieren. Feste Abläufe, klare Regeln und sichtbare Zeitpläne geben Sicherheit und reduzieren Stress. Wenn das Kind weiß, was als Nächstes passiert, kann es seine Energie besser einteilen und fühlt sich weniger überfordert.

Struktur und Routine schaffen

Ein geregelter Tagesablauf hilft, emotionale Ausbrüche zu verhindern. Rituale wie feste Aufstehzeiten, Essenszeiten und Pausen schaffen Stabilität. Kinder mit ADHS profitieren von klaren Übergängen, etwa durch kurze Ankündigungen wie „In fünf Minuten ist Spielzeit vorbei“. Das gibt ihnen die Möglichkeit, sich innerlich auf Veränderungen einzustellen.

Bewegung und Entlastung

Bewegung ist eine der effektivsten Möglichkeiten, Emotionen bei ADHS zu regulieren. Sport, Tanzen oder auch Toben im Freien helfen, Anspannung abzubauen und das Nervensystem zu beruhigen. Besonders hilfreich sind rhythmische Aktivitäten wie Trampolinspringen oder Radfahren, weil sie den Körper in einen gleichmäßigen Zustand bringen.

Gefühle benennen und annehmen

Kinder lernen am besten durch Nachahmung. Wenn du als Elternteil Gefühle benennst, lernt dein Kind, sie zu unterscheiden. Du kannst sagen: „Ich merke, dass du dich gerade ärgerst, weil das Spiel nicht so läuft, wie du wolltest.“ Das vermittelt Verständnis und fördert die emotionale Sprache. Kinder, die Gefühle in Worte fassen können, verlieren ein Stück der Überwältigung, die Emotionen sonst auslösen.

Achtsamkeit und kleine Pausen

Achtsamkeit kann auch für Kinder funktionieren, wenn sie spielerisch umgesetzt wird. Atemübungen, kleine Ruheinseln oder das bewusste Wahrnehmen von Geräuschen helfen, den Körper zu spüren und Stress zu reduzieren. Manche Kinder mögen es, wenn sie eine „Ruhebox“ haben mit Dingen, die ihnen guttun, zum Beispiel ein Kuscheltier, Musik oder einen Duft.

Selbstmitgefühl fördern

Kinder mit ADHS kritisieren sich oft selbst, wenn sie emotional werden. Sie schämen sich für ihre Ausbrüche und denken, sie seien „zu viel“. Du kannst helfen, indem du Verständnis vermittelst. Sage deinem Kind, dass es in Ordnung ist, starke Gefühle zu haben. Es soll wissen, dass es nicht falsch ist, anders zu reagieren. Diese Akzeptanz stärkt das Selbstwertgefühl und legt den Grundstein für eine gesunde emotionale Entwicklung.

Professionelle Unterstützung nutzen

Wenn emotionale Ausbrüche sehr häufig oder belastend sind, kann eine therapeutische Begleitung hilfreich sein. Verhaltenstherapie, Elterntraining oder auch spielerische Therapieformen unterstützen Kinder dabei, Emotionen besser zu erkennen und neue Strategien zu üben. Eine frühzeitige Hilfe kann verhindern, dass sich negative Muster verfestigen.

Kinder mit ADHS können lernen, mit ihren Emotionen umzugehen. Das braucht Zeit, Verständnis und die richtige Unterstützung. Jeder kleine Fortschritt zählt. Mit liebevoller Begleitung kann dein Kind lernen, seine Gefühle nicht mehr als Bedrohung zu empfinden, sondern als Teil seiner Persönlichkeit, die verstanden und gelebt werden darf.

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Wie Eltern Kinder mit ADHS emotional unterstützen können

Eltern spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, wie Kinder mit ADHS lernen, ihre Emotionen zu verstehen und zu regulieren. Du bist der wichtigste Anker für dein Kind, denn du gibst ihm Halt, Orientierung und Sicherheit, auch wenn es selbst gerade die Kontrolle verliert.

ADHS und Emotionen erfordern von Eltern vor allem Geduld und Verständnis. Kinder spüren, wenn sie so angenommen werden, wie sie sind. Wenn du ruhig bleibst, während dein Kind wütend oder traurig ist, lernt es, dass Emotionen zwar stark, aber nicht gefährlich sind. Du wirst zu einem sicheren Gegenüber, an dem sich dein Kind orientieren kann.

Gefühle ernst nehmen

Auch wenn die Reaktion deines Kindes übertrieben wirkt, ist das Gefühl echt. Sätze wie „Das ist doch nicht so schlimm“ verletzen mehr, als sie helfen. Versuche stattdessen, das Gefühl zu benennen und anzuerkennen. Zum Beispiel: „Ich sehe, dass du richtig traurig bist, weil du verloren hast.“ So fühlt sich dein Kind verstanden, und die Emotion verliert an Intensität.

Nach dem Sturm kommt Nähe

Wenn der Gefühlsausbruch vorbei ist, braucht dein Kind keine Belehrung, sondern Nähe. Körperliche Zuwendung, eine Umarmung oder ein gemeinsames Gespräch helfen, wieder Vertrauen aufzubauen. So lernt dein Kind, dass Fehler und starke Gefühle dazugehören und dass Liebe nicht an Bedingungen geknüpft ist.

Lob statt Strafe

Lob ist bei ADHS besonders wichtig. Viele Kinder erleben im Alltag mehr Kritik als Anerkennung. Wenn du positives Verhalten bewusst hervorhebst, stärkst du das Selbstwertgefühl deines Kindes. Sag konkret, was du gut findest, zum Beispiel: „Ich habe gesehen, dass du tief durchgeatmet hast, bevor du geantwortet hast.“ Dieses gezielte Lob wirkt motivierender als jede Strafe.

Eigene Ruhe bewahren

Deine Gelassenheit ist das stärkste Vorbild. Kinder übernehmen das emotionale Verhalten ihrer Bezugspersonen. Wenn du in Konflikten ruhig bleibst, lernt dein Kind, dass Gefühle kontrollierbar sind. Nimm dir selbst kleine Pausen, wenn du merkst, dass du überfordert bist. Nur wenn du gut für dich sorgst, kannst du dein Kind wirklich unterstützen.

Zusammenarbeit mit Fachleuten

Erzieher, Lehrer und Therapeuten sollten über die emotionale Seite von ADHS Bescheid wissen. Eine enge Zusammenarbeit erleichtert den Alltag, weil dein Kind in allen Lebensbereichen ähnliche Unterstützung erfährt. Wenn Schule und Familie dieselbe Sprache sprechen, fühlt sich dein Kind sicher und verstanden.

Kinder mit ADHS brauchen keine perfekten Eltern, sondern Menschen, die sie verstehen. Du musst nicht jedes Gefühl sofort richtig begleiten. Wichtig ist, dass du da bist, zuhörst und dein Kind immer wieder ermutigst, es zu versuchen. Jede ruhige Reaktion, jedes Gespräch und jedes kleine Lächeln stärkt das Vertrauen, dass Emotionen etwas sind, was man gemeinsam aushalten und bewältigen kann.

ADHS und Emotionen: Sensibilität ist keine Schwäche

Kinder mit ADHS sind oft sensibel, verletzlich und gleichzeitig unglaublich stark. Ihre Emotionen sind kein Problem, das man abstellen muss, sondern ein wichtiger Teil ihrer Persönlichkeit. ADHS und Emotionen gehören untrennbar zusammen, denn das, was im Alltag manchmal anstrengend wirkt, ist auch die Quelle ihrer Kreativität, Leidenschaft und Empathie.

Ein Kind, das stark fühlt, spürt die Welt intensiver. Es lacht herzlicher, liebt tiefer und nimmt Ungerechtigkeiten sensibler wahr. Genau diese Eigenschaften machen viele ADHS-Kinder zu Menschen, die später andere inspirieren, kreativ denken und sich für das einsetzen, was ihnen wichtig ist. Damit sie diese Stärke entfalten können, brauchen sie Erwachsene, die sie verstehen und begleiten, anstatt sie zu verändern.

Wenn du als Elternteil erkennst, dass dein Kind nicht zu empfindlich, sondern besonders feinfühlig ist, kannst du ihm helfen, sich selbst anzunehmen. Es geht nicht darum, Emotionen zu unterdrücken, sondern sie zu verstehen und zu lenken. Mit Geduld, Verständnis und liebevoller Führung kann dein Kind lernen, seine Gefühle als Kompass zu nutzen, anstatt von ihnen überwältigt zu werden.

Kinder mit ADHS sind keine Problemkinder. Sie sind Kinder, die die Welt ein Stück intensiver erleben. Wenn wir ihnen erlauben, so zu sein, wie sie sind, und ihnen helfen, ihre Sensibilität als Stärke zu begreifen, öffnen wir ihnen den Weg in ein selbstbewusstes und stabiles Leben.

Du möchtest dich noch intensiver mit dem Thema ADHS auseinader setzen und lernen, wie du dein Kind im Alltag, in der Kita und der Schule unterstützen kannst? In meinem Leitartikel findest du alles wichtige zur Diagnose und Unterstützung. 

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Neurodivers, Mutter von 2 wundervollen 2e-Kindern, Autorin, Mutmacherin und Wegbegleiterin. 

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Mit ihm und mit meinem Buch „Anders Normal“ möchte ich anderen Eltern Mut machen, sich für ihre Kinder einzusetzen, gezielte Handlungskompetenz vermitteln und konkrete Strategien anbieten, mit denen sie ihre Kinder stärkenorientiert begleiten können. 

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