ADHS im Unterricht

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ADHS im Unterricht

Wenn ein Kind mit ADHS in die Schule kommt, prallen oft zwei Welten aufeinander. Schule bedeutet Sitzen, Zuhören und leise Arbeiten. Kinder mit ADHS leben dagegen in einem Körper und einem Kopf, die ständig in Bewegung sind. Sie wollen lernen und zeigen, was sie können, doch die Umgebung macht es ihnen unnötig schwer. Das führt schnell zu Frust, Ärger und dem Gefühl, falsch zu sein.

Viele Eltern kennen diese Ohnmacht. Jeden Morgen die Angst vor dem Klingeln. Wird heute wieder ein Anruf kommen. Wird das Kind wieder getadelt, weil es nicht still genug war. Es gibt Momente, in denen du dich fragst, ob du überhaupt noch etwas richtig machen kannst. Du weißt, dass dein Kind großartig ist. Die Schule sieht oft nur seine Herausforderungen.

In diesem Artikel bekommst du einen klaren Überblick darüber, wie Kinder mit ADHS im Unterricht besser zurechtkommen und welche unterstützenden Maßnahmen wirklich helfen:

✅ Welche schulischen Situationen für Kinder mit ADHS besonders herausfordernd sind

✅ Wie du mit Struktur, klarer Sprache und kleinen Ritualen Sicherheit schaffst

✅ Wie Bewegung und kurze Pausen die Konzentration verbessern können

✅ Welche wertschätzenden Rückmeldungen das Selbstvertrauen stärken und Strafen überflüssig machen

✅ Welche einfachen Anpassungen im Klassenzimmer sofort spürbare Veränderungen bringen

Struktur und Routine schaffen

Kinder mit ADHS brauchen Klarheit und Vorhersehbarkeit, um sich sicher zu fühlen. Je klarer ein Schultag aufgebaut ist, desto leichter können sie sich orientieren und auf das Lernen einlassen. Überraschungen oder spontane Änderungen bringen das Nervensystem schnell durcheinander. Ein strukturierter Unterricht gibt dem Kind Halt und reduziert Stress. So kann es seine Energie besser bündeln und Aufgaben eher zu Ende bringen.

ADHS im Unterricht bedeutet für Kinder, ständig zwischen äußeren Erwartungen und ihrer inneren Unruhe zu balancieren. Feste Abläufe helfen, diese Spannung zu reduzieren. Wenn das Kind weiß, wann es zuhören, arbeiten, sprechen oder Pause machen darf, fällt es ihm leichter, Regeln einzuhalten und Fokus zu finden.

So kann Struktur konkret aussehen

  • Ein sichtbarer Tagesplan im Klassenzimmer, der Schritt für Schritt zeigt, was heute ansteht

  • Rituale zu Beginn und Ende von Arbeitsphasen, zum Beispiel ein ruhiges Startsignal oder ein gemeinsames Aufräumritual

  • Klare Zeitangaben wie kleine Timer oder Sanduhren, damit das Kind ein Gefühl für Arbeitseinheiten bekommt

  • Direkte und verständliche Arbeitsaufträge: zuerst zuhören, dann eine Aufgabe, dann eine kurze Pause

Kinder mit ADHS brauchen nicht mehr Regeln, sondern bessere Orientierung. Wenn Abläufe immer gleich beginnen, verändert sich ihr Gefühl für Sicherheit. Das sorgt dafür, dass sie weniger abgelenkt sind und mehr Erfolgserlebnisse sammeln können.

Kleine Schritte statt Überforderung

Viele Kinder mit ADHS verlieren im Unterricht schnell den Überblick. Wenn Aufgaben zu groß oder zu komplex erscheinen, fühlen sie sich überfordert und schalten innerlich ab. Was von außen wie Desinteresse wirkt, ist in Wahrheit Hilflosigkeit. Das Kind weiß nicht, wo es anfangen soll oder wie es den Weg zur Lösung bewältigen kann. Kleine Schritte bringen hier Entlastung und Orientierung.

ADHS im Unterricht bedeutet, dass Kinder oft Schwierigkeiten haben, Aufgaben zu planen, sich selbst zu organisieren und über längere Zeit konzentriert zu arbeiten. Wenn der Weg zur Lösung in kleine Etappen aufgeteilt wird, kann das Kind diese Hürden besser bewältigen und häufiger Erfolgserlebnisse sammeln. Jeder erreichte Zwischenschritt motiviert, weiterzumachen.

So kannst du Überforderung vermeiden

  • Arbeitsaufträge klar strukturieren und in verständliche Teilaufgaben gliedern

  • Eine Checkliste oder kleine Kärtchen nutzen, die das Kind Schritt für Schritt abhaken kann

  • Zeitlich kurze Arbeitseinheiten einbauen, gefolgt von kurzen Erholungspausen

  • Wenn möglich, visuelle Hilfen anbieten, zum Beispiel durch Nummerierung und Symbole

  • Erfolge sichtbar machen, etwa durch ein kleines Erfolgstagebuch oder einen Fortschrittsbalken

Kinder brauchen das Gefühl, dass sie Aufgaben bewältigen können. Je öfter sie merken, dass sie etwas schaffen, desto sicherer werden sie im Umgang mit Anforderungen. Kleine Schritte führen nicht nur zu besseren Lernergebnissen, sondern stärken auch das Selbstvertrauen.

Bewegung im Unterricht nutzen

Viele Kinder mit ADHS haben einen starken Bewegungsdrang. Sie brauchen Bewegung, um Energie abzubauen, sich besser zu konzentrieren und innere Spannung zu regulieren. Wenn sie jedoch gezwungen werden, zu lange stillzusitzen, staut sich ihre Unruhe an. Das führt dazu, dass sie zappeln, aufspringen oder andere Kinder ablenken. Bewegung ist keine Störung. Bewegung ist ihr Weg, mit der Welt zurechtzukommen.

ADHS im Unterricht bedeutet für Kinder, dass ihr Körper ihnen ständig Signale sendet. Er will sich dehnen, laufen, etwas anfassen oder ausprobieren. Wenn Unterricht so gestaltet ist, dass dieser natürliche Rhythmus einbezogen wird, steigt die Aufmerksamkeit spürbar. Das Kind fühlt sich weniger eingeengt und kann Lerninhalte besser aufnehmen.

So kann Bewegung gezielt helfen

  • Kleine Bewegungspausen einbauen, etwa kurze Dehnübungen oder ein Gang zum Fenster

  • Lernstationen nutzen, bei denen das Kind aktiv aufsteht und sich fortbewegt

  • Stehplätze oder Stehpulte anbieten, damit das Kind auch im Unterricht aufrecht arbeiten kann

  • Aufgaben mit Bewegungsanteilen verbinden, zum Beispiel Kopfrechnen mit Schrittfolgen

  • Das Kind beauftragen, etwas zu holen oder Grafiken an die Tafel zu bringen

Wenn Bewegung im Unterricht erlaubt und gezielt eingesetzt wird, sinken Konflikte deutlich. Das Kind muss nicht mehr gegen die eigenen Impulse kämpfen, sondern kann Energie produktiv nutzen. Lernen fühlt sich leichter an und das Klassenklima wird entspannter.

Positive Verstärkung statt Kritik

Kinder mit ADHS erleben im Schulalltag oft viel mehr Kritik als Lob. Sie hören ständig, was sie falsch machen: zu laut, zu unruhig, zu langsam, zu spät. Das führt schnell zu Frust und dem Gefühl, niemals gut genug zu sein. Wenn Kinder immer nur Rückmeldungen zu ihren Schwächen bekommen, verlieren sie die Motivation, es weiter zu versuchen. Dabei geben sie sich jeden Tag große Mühe und kämpfen gegen Herausforderungen an, die andere gar nicht sehen.

ADHS im Unterricht gelingt besser, wenn Erfolge sichtbar werden. Positive Rückmeldungen helfen Kindern, an sich zu glauben und sich häufiger zuzutrauen, dass sie etwas schaffen können. Lob muss nicht groß sein. Schon eine kleine Anerkennung oder ein freundlicher Blick kann viel verändern.

So kannst du positive Verstärkung einsetzen

  • Lobe konkrete Verhaltensweisen, zum Beispiel: Ich habe gesehen, wie konzentriert du gerade gearbeitet hast

  • Belohne Anstrengung, nicht Perfektion

  • Nutze visuelle Motivationshilfen wie Stickerkarten oder kleine Erfolgstafeln

  • Gib kurze, klare Rückmeldungen, die das Kind sofort versteht

  • Feiere Fortschritte, selbst wenn sie klein erscheinen

Wenn Kinder lernen, dass ihr Einsatz wahrgenommen wird, wächst ihr Selbstwertgefühl. Sie probieren mehr aus, bleiben länger dran und erleben Lernen als etwas, das sie können. Positive Verstärkung schenkt Mut und verändert den Blick auf das Kind. Es sieht sich nicht länger als das Problem, sondern als jemand, der etwas kann.

Reize reduzieren im Klassenzimmer

Kinder mit ADHS nehmen mehr Reize gleichzeitig wahr als andere. Geräusche, Farben, Bewegungen und Gespräche im Raum können sie schnell ablenken. Ihr Gehirn filtert weniger heraus. Während andere Schüler konzentriert arbeiten, kämpft ein ADHS-Kind oft darum, sich aus dem Chaos an Eindrücken das Wichtige herauszupicken. Eine reizärmere Umgebung ist deshalb kein Luxus, sondern eine notwendige Unterstützung.

ADHS im Unterricht braucht eine Umgebung, die Orientierung ermöglicht. Wenn das Kind weniger Ablenkung um sich hat, fällt es ihm leichter, bei der Sache zu bleiben und Aufgaben zu Ende zu bringen. Kleine Anpassungen können dabei schon eine große Wirkung haben.

So kannst du Reize gezielt reduzieren

  • Ein Sitzplatz in der Nähe der Lehrkraft, nicht am Fenster oder mitten im Geschehen

  • Ein aufgeräumter Tisch mit nur den benötigten Materialien

  • Visuelle Ordnung im Klassenzimmer, etwa durch geschlossene Schränke oder Abdeckungen

  • Eine ruhige Ecke oder ein fester Rückzugsplatz für kurze Pausen

  • Klare, eindeutige Arbeitsmaterialien ohne zu viel Deko

Kinder können sich besser konzentrieren, wenn die Umgebung ihnen Ruhe gibt. So lernen sie, ihren Fokus besser zu bündeln und selbstständiger zu arbeiten. Es zeigt ihnen auch, dass sie nicht störend sind, sondern dass der Raum so gestaltet wurde, dass sie darin erfolgreich sein können.

Klare Kommunikation und Kooperation

Kinder mit ADHS brauchen verständliche Sprache, klare Aufgaben und einen wertschätzenden Umgang. Unklare Anweisungen, Ironie oder lange Erklärungen überfordern sie schnell. Wenn Kommunikation präzise und freundlich ist, versteht das Kind besser, was es tun soll. Es fühlt sich sicherer und kann schneller ins Handeln kommen.

ADHS im Unterricht bedeutet für Kinder oft, dass sie zwischen vielen Signalen hin und her gerissen sind. Wenn Erwachsene sich gut abstimmen und eine gemeinsame Sprache finden, erlebt das Kind Kontinuität und Verlässlichkeit statt ständige Konflikte. Eltern und Lehrkräfte sind keine Gegenspieler, sondern ein Team für das Kind.

So gelingt gute Kommunikation

  • Kurze, eindeutige Sätze sprechen und Blickkontakt halten

  • Erwartungen in einzelne Schritte gliedern, damit das Kind weiß, was zuerst kommt

  • Nachfragen, ob das Kind die Aufgabe verstanden hat

  • Rückmeldungen ruhig und wertschätzend geben

  • Informationsaustausch zwischen Eltern, Lehrkräften und gegebenenfalls Schulbegleitung regelmäßig pflegen

Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, fühlt sich das Kind unterstützt und nicht ständig kritisiert. Klare Kommunikation schafft Vertrauen und reduziert Missverständnisse. Das hilft dem Kind, Herausforderungen besser zu bewältigen und seine Fähigkeiten zu zeigen

Emotionale Sicherheit als Grundlage für Lernen

Viele Kinder mit ADHS gehen jeden Tag mit der Angst in die Schule, wieder etwas falsch zu machen. Sie erleben häufiger Kritik und Ablehnung als andere Kinder. Das schmerzt und hinterlässt Spuren im Selbstwert. Bevor sie lernen können, brauchen sie das Gefühl, angenommen zu sein und niemanden enttäuschen zu müssen. Erst dann wird ihr Kopf frei für Neues.

ADHS im Unterricht gelingt viel besser, wenn Kinder merken, dass Fehler erlaubt sind und sie als Mensch gesehen werden. Eine starke Beziehung zur Lehrkraft schafft Vertrauen, dämpft Impulsivität und hilft dem Kind, schwierige Situationen besser auszuhalten. Denn Kinder folgen Menschen, bei denen sie sich sicher fühlen.

So gibst du einem Kind emotionale Sicherheit

  • Emotionen ernst nehmen und benennen, statt sie abzuwerten

  • Nach Konflikten ruhig erklären, was passiert ist und wie es das nächste Mal besser laufen kann

  • Regelmäßige kurze Check-ins, um zu fragen, wie es dem Kind geht

  • Gemeinsame Rituale zur Verbindung schaffen, zum Beispiel ein kurzer Morgengruß oder ein Zeichen für Unterstützung

  • Das Kind an Stärken erinnern und seine Fortschritte feiern

Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, fühlt sich das Kind unterstützt und nicht ständig kritisiert. Klare Kommunikation schafft Vertrauen und reduziert Missverständnisse. Das hilft dem Kind, Herausforderungen besser zu bewältigen und seine Fähigkeiten zu zeigen.

Du möchtest dich noch intensiver mit dem Thema ADHS auseinader setzen und lernen, wie du dein Kind im Alltag, in der Kita und der Schule unterstützen kannst? In meinem Leitartikel findest du alles wichtige zur Diagnose und Unterstützung. 

Gemeinsam Lernen erleichtern

Kinder mit ADHS wollen lernen und dazugehören. Sie strengen sich jeden Tag enorm an, auch wenn man es ihnen nicht immer ansieht. Mit klaren Strukturen, kleinen Schritten, Bewegung, positiver Rückmeldung und einer ruhigen Umgebung können sie zeigen, wie viel in ihnen steckt. Sie brauchen Erwachsene, die an sie glauben und ihnen Wege zeigen, die zu ihrer Art zu lernen passen.

Wenn Eltern und Lehrkräfte gemeinsam handeln, verändert sich vieles. Der Schulalltag wird entspannter, das Kind fühlt sich sicherer und zeigt mehr von seinen Stärken. Jede kleine Anpassung macht einen Unterschied und hilft dem Kind, Selbstvertrauen aufzubauen und Erfolgserlebnisse zu sammeln.

Du bist nicht allein mit diesen Herausforderungen. Es gibt Wege, wie Schule gelingen kann. Mit Geduld, Unterstützung und Verständnis kann dein Kind seinen Platz finden und erleben, dass es gut ist, wie es ist.

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Wer schreibt hier?

Alexandra Wittke_Porträt

Hey, ich bin Alexandra!

Neurodivers, Mutter von 2 wundervollen 2e-Kindern, Autorin, Mutmacherin und Wegbegleiterin. 

Unser Weg von „unbeschulbar“ hin zu einem Kind, das wieder gern in die Schule geht, ist Teil dieses Blogs. 

Mit ihm und mit meinem Buch „Anders Normal“ möchte ich anderen Eltern Mut machen, sich für ihre Kinder einzusetzen, gezielte Handlungskompetenz vermitteln und konkrete Strategien anbieten, mit denen sie ihre Kinder stärkenorientiert begleiten können. 

Dein Kind ist nicht anders. Es braucht nur eine Umgebung, in der es mit seinen Herausforderungen und Stärken gesehen wird!

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„Anders Normal“ ist das Buch, das ich selbst gerne in unseren schwierigsten Zeiten gehabt hätte! 

Statt reiner Fachliteratur habe ich den Fokus bewusst auf Handlungskompetenz und konkrete Strategien gelegt, mit denen du dein Kind im Familienalltag, in Kita und Schule begleiten kannst.